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Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms 111.
3> König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen.
Die Regierung keines preußischen Fürsten ist so reich an Wechsel-süllen und Umgestaltungen gewesen, wie die Friedrich Wilhelms Iii. Nus die Jahre der tiefsten Erniedrigung folgte die Zeit des höchsten kriegerischen Ruhmes. Daran schloß sich eine lange Friedenszeit.
Friedrich Wilhelm Iii. wird vielfach angegriffen, daß er die vorwärtsstrebende Partei, an deren Spitze Stein, Gneisenau, Blücher, Wilhelm von Humboldt standen, zurückgedrängt und sein Ohr mehr deut rückschrittlichen Polizeiminister von Witgenstein geliehen, daß er im Schlepptau der österreichischen und russischen Politik gestanden, anstatt eigne preußische Politik zu treiben, daß er seinem Lande eine eigentliche Verfassung nicht gegeben habe. Diesen Vorwürfen ist entgegenzuhalten, daß die Zeit für ein einiges starkes Deutschland unter Preußens Führung noch nicht gekommen war. Die Fürsten der deutschen Kleinstaaten hätten von ihren Befugnissen an den Oberherrn abtreten müssen, sie wollten aber ihre Selbständigkeit und Unabhängigkeit nicht preisgeben. Ferner ist zu bedenken, daß Österreich seinen jahrhundertelang behaupteten Vorrang in Deutschland sich auf friedlichem Wege nicht hätte nehmen lassen. Da aber die Kriege gegen Napoleon eine Schuldenlast von 200 Million Talern im Gefolge hatten, kann man wohl verstehen, daß der König sein Land in keinen neuen Krieg verwickeln wollte, sondern die Einigung Deutschlands seinen Nachfolgern überließ und diesen die Wege ebnete. Dies letztere hat er getan/ Seine sparsame Regierung hat innerhalb zwanzig Jahren nicht nur die große Staatsschuld getilgt, sondern auch noch einen Staatsschatz von 150 Million Mark angesammelt. Daß er ein vorwärtsstrebender Mann war, zeigt nicht nur die Gründung des Zollvereins, die seinem Gedanken entsprang, sondern noch mehr die Übertragung seiner Krondomänen an den Staat, aus deren Erträgnissen er sich jährlich nur eine bestimmte Summe vorbehielt. Seine Sorge war, die innere Verwaltung des Staates nach der neuen Einteilung in Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise durchzuführen, die verschiedenartigen Bestandteile der Monarchie einheitlich zu verwalten, ein starkes Preußen zu schaffen sowohl durch ein wohlgeschultes Heer als auch durch die Verwaltung und durch verfügbare Geldmittel. Ehe er Anbauten machte, wollte er das Hauptgebäude ausbauen. Ein weiterer Fortschritt in der Staatsverwaltung war die Aufhebung des Geheimen
blewen. Un wat hadden roi denn dahn? Nicks, gor nicks. Blot in uns' Versammlungen un unner vir Ogen hadden roi von Ding' redt, de jetzt up ap’ne Strat fri utschrigt roarden, von Dütschlands Friheit un Einigkeit; oeroer tau’m Handeln roiren roi tau sroack, tau’m Schrieroen tau dumm, dorüm folgten roi de olle dütsche Mod, roi redten blot doröroer." Ut mine Festungstid, 3. Kapitel.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschlands
Friedrichs Jugend.
161
4. Friedrich Ii. der Große. 1740—1780.
Friedrichs Jugend.
§ 174. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlöffe zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfische Prinzessin. Zwei Ossizieren und einem Franzosen, Duhan de Jandun,der wegen seines hugenotti-^-hu»g. schen Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Königs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Männern eine Instruktion, welche darauf hinauslief, daß sein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen aus gegen die strenge, soldatische'zucht, gegen das Einerlei der militärischen Übungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die französische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Flötenspiel brachte er es unter der Anleitung des Dresdener Musikers Quantz bald zu hervorragenden Leistungen.
So kam Friedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater, der über das weichliche und verstockte Wesen des „Querpfeifers und Poeten" empört war; durch strenge Behandlung, ja durch Schläge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die königliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurückzuführen; vielmehr bestärkte sie ihn eher, im Verein mit der älteren und Lieblingsschwester des Prinzen, Wilhelmi-ne, der späteren Markgräfin von Bayreuth, in seinem Widerstände. Zumal seit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem ü^gen unsittlichenloft von Dresden machte, kam er auf Abwege. Der Zwang kmxväbchen Hofe wurde ihm allmählich unerträglich, und so faßte er den unseligen Entschluß, ins A u s - Der Fluchtland zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf einer Reise ins Reich; bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Heidelberg die Flucht ausgeführt werden. Aber der Plan wurde durch einen Pagen, der mit im Geheimnis war, dem König verraten. Dieser führte im höchsten Zorn sofort den Sohn zu Schiff nach Wesel, wo er ihn zum ersten Mal verhörte; dann ließ er ihn nach Küstrin bringen und berief ein Kriegsgericht, um über ihn und seine 'Vertrauten das Urteil wegen Desertion zu fällen. Dieses lehnte ab über den Kronprinzen zu
Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch für Mädchensch. Ii. 6. Aufl. 11
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Bayreuth Dresden Heidelberg Wesel
174
Das Zeitalter der Emporkoinmens Preußens 1648—1786.
zu oft am Rande des Abgrundes gestanden; die ihm die liebsten gewesen waren und am nächsten gestanden hatten, waren gestorben; einsam ist der König geblieben bis an sein Lebensende. In rastloser Arbeit, in unbedingter Erfüllung dessen, was er für seine Pflicht hielt, suchte er Befriedigung. Er nannte sich den e r st e n Diener des Staates; dem Wohle seines Volkes opferte er sich, ein gewaltiges Vorbild der Entsagung und Selbstverleugnung. „Ihr habt nicht nötig euch dafür zu bedanken", erwiderte er einst einer reich von ihm beschenkten, dankbaren Bürgerschaft; „dafür bin ich da."
Die Regierungsform war der Absolutismus, Der König allein entschied, kein anderer Wille galt; auch die Minister waren nur Werkzeuge seines Willens. Es war eine Regierungsform, die eine ungeheure Arbeitskraft, eine geniale Einsicht, eine umfassende Sach- und Personenkenntnis verlangte. Der König brauchte nur wenige Stunden des Schlafes; um Ulhr früh pflegte er aufzustehen, und dann begann sofort die Arbeit.) Er las die Berichte, Eingaben und Bittschriften, die aus allen Provinzen, von Personen aller Stande an ihn einliefen, und versah sie mit kurzen Randbemerkungen, auf Grund deren seine Sekretäre die Antwort abfaßten; er hörte den Vortrag der Minister; er besichtigte die Truppen; häufig bereiste er die Provinzen und prüfte die Verwaltung und die Lage der Bevölkerung bis ins einzelne. Seine Erholung bildeten Lektüre, Poesie und Schriftstellerei, dazu das Flötenspiel. Flötespielend durchwandelte er oft die Galerie von Sanssouci; die Musik befreite ihn von den Sorgen des Tages. Seine Gedichte und Schriften waren auch ferner französisch; deutsch konnte er kaum richtig schreiben. Einst hatte er in einer geistvollen Geselligkeit Zerstreuung und Genuß gefunden; auch Voltaire, mit dem er seit der Rheinsberger Zeit in Briefwechsel stand, war einige Jahre sein Gast gewesen, bis er sich durch sein Betragen des Königs berechtigtes Mißfallen zuzog. In den letzten Jahrzehnten war es dagegen sehr still um Friedrich. Kaum jemand stand ihm innerlich nahe; fast die einzigen Geschöpfe, die der König liebte, waren seine Windhunde.
Landwirt- § 184. Friedrich als Landwirt. Ein Gegenstand, der dem König von "b seiner Thronbesteigung an M W seinem Tode am Herzen lag, war die
lattm! Vermehrung der Bevölketung. Aus West- und Süddeutschland, aber auch aus der Schweiz und Holland war er fortwährend bemüht Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach Beendigung des siebenjährigen Krieges und nachdem er bei der ersten Teilung Polens Westpreußen erworben hatte; man hat berechnet, daß er im ganzen mindestens 300 000
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Deutschland am Ende des dreißigjährigen Krieges.__________133
bürg, zu einem Offiziers- und Beamtenadel um. Dafür wurde er aber auch von den Fürsten in hohem Maße gefördert und mit Vorrechten ausgestattet; er genoß das höchste gesellschaftliche Ansehen und war in jeder Beziehung der erste Stand. Das adlige und höfische Leben aber nahm damals Formen an, die aus dem Auslande erborgt waren; mit der Etikette des französischen Hofes übernahm man französische Sitten und Moden, französische Kleider und Perücken; die französische Sprache wurde die Sprache der seinen Welt, und wer deutsch sprach, glaubte sich dann am geschmackvollsten auszudrücken, wenn er möglichst viele Fremdwörter anwandte.
§ 142. Das geistige Leben. Auch das geistige Leben hatte durch den Krieg gelitten. Am schlimmsten war die geistige Roheit bei dem «eben. Bauernstande. Aber auch das höhere Schulwesen und die Wissenschaft nahmen erst allmählich wieder einen Aufschwung. Aberglaube war weit verbreitet; der Hexenaberglaube insbesondere war allgemein, und zahllose Frauen und Mädchen wurden als Hexen verbrannt. Gegen den Gebrauch der Folter vor Gericht, durch die man auch Unschuldigen oft ein Geständnis abpreßte, hatte sich noch keine Stimme erhoben.
Dichter von Bedeutung gab es damals nur auf dem Gebiete des Kirchengefangs; damals dichtete Paulus Gerhardt seine schönen Lieder.
Noch fand sich überhaupt in weiten Kreisen, vornehmlich des Bürgerstandes, eine echte und herzliche Frömmigkeit; die Tiefe des Gemüts und der Empfindung war dem deutschen Volke nicht abhanden gekommen. Einen wesentlich kirchlichen Charakter hat auch diejenige Kunst, die in den nächsten Jahrzehnten am meisten deutsche.art und deutsches Wesen bewährte, die Musik; im Zeitalter Bachs und Handels hat sie herrliche Schöpfungen Musik, hervorgebracht.
Die bildenden Künste traten ganz unter den Einfluß des Auslandes, besonders Frankreichs. In der Baukunst gelangte der Barockstil zur Baukunst. Herrschaft, der sich aus dem Renaissancestil entwickelt hatte. Glanz und Pracht bilden den Charakter dieses Stiles; die Baumeister der Zeit suchen durch gewaltige Ausdehnung und reiche Dekoration ihrer Bauwerke den Eindruck des Würdevollen und Großartigen zu erreichen, wie er besonders für fürstliche Schlösser angemessen schien. Dem Barock folgte im Laufe des 18. Jahrhunderts das Rokoko, das weniger auf das Imposante als auf das Graziöse ausgeht. In diesem Stil sind der Zwinger zu Dresden und das Schloß Sanssouci zu Potsdam erbaut.
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Extrahierte Personennamen: Paulus_Gerhardt
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_von_Lothringen Franz Franz_I. Franz_I. Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Elisabeth Friedrichs Friedrichs Friedrich_England Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Dresden Lothringen Aachen Berlin Lustschloß_Sanssouci Potsdam Versailles England Frankreich
B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 1. Frankreich. 347
b) Siedlungen. Flandern, schon zum größten Teile dem Belgischen Tieflande
angehörig, erblühte wegen seiner von Belgien herüberstreichenden Kohlenlager zur
gewerblichsten und am dichtesten bevölkerten Landschaft Nordfrankreichs. Die nr-
sprünglich flämische Bevölkerung ist immer mehr französisch geworden, doch ist das
plattdeutsche Flämisch noch nicht ganz verdrängt. Dünkirchen (d. i. Kirche in den
Dünen, 40) hat als Hafen und durch Seefischerei Bedeutung, Lille (220), gleich
Dünkirchen stark befestigt, und Roubaix (125) sind Hauptsitze der Spinnerei und
Weberei. Valenciennes (35), der Mittelpunkt des nordfranzösischen Eisen- und
Steinkohlengebietes, hat durch seine Spitzenherstellung Weltruf erlangt. Die Be-
völkerung der Provinzen Artois und Picardie nährt sich teils von Landwirt-
schaft, teils von Industrie, die von Flandern her vorgedrungen ist. Calais (70)
vermittelt den Personenverkehr (nach Dover in -£ Stunden), Bonlogne (60) den
Warenverkehr nach England. Amiens (100) hat bedeutende Weberei. In der
Champagne, einer im W (Champagne pouillense) dürren, aber an den sonnigen
Talgehängen vorzüglichen Wein liefernden Kreidehochfläche, sind der einstige Krö-
nnngsort Reims [röngs] (120) und Epernay als Hauptsitze der Schaumwein-
bereitung und Trohes (55) durch Wollweberei bekannt, die hier infolge der in der
Umgebung betriebenen Schafzucht zur Entwicklung gelangte.
In Jsle de France liegt am Vereinigungspunkte von vielen natürlichen Straßen
und 20 Eisenbahnlinien Paris (Bild 197), in jeder Beziehung die Hauptstadt des
Landes (2900). Durch die leichte Verbindung mit der Loire und dem Rhone wurde die
ursprüngliche Hauptstadt Nordfrankreichs zur Hauptstadt des ganzen Landes und zur
bedeutendsten Großstadt Westeuropas. Der älteste Stadtteil, la Cite, liegt auf einer
Insel der Seine; denn die Stadt verdankt ihre Entstehung einer Schntzanlage auf
Flußinseln (daher „Jsle de France"). Im 8 der Seine entwickelte sich die alte
Stadt der Gelehrsamkeit (quartier latin), im N die heute weit größere und ansehn-
lichere Geschäftsstadt. Den vornehmsten Teil bildet die Nachbarschaft der Elysäischen
Felder an den Ufern der Seine. Die alten Festungswerke, Bollwerke, wurden ab-
getragen und schufen Raum für die breiten und stark belebten Boulevards, deren
konzentrischer Verlauf die alten Grenzen der Stadt angibt. Paris ist der alleinige
Mittelpunkt des französischen Geisteslebens (Universität, Akademien,
Kunstsammlungen, Prachtbauten), der Hauptsitz der Industrie des Landes.
Es erzeugt hauptsächlich „Pariser Artikel", d. s. Kunst-, Luxus- und Modewaren.
Als Sammelplatz auch für die im Lande hergestellten Industriewaren wurde es der
Mittelpunkt des französischen Welthandels, ein Bank- und Börsen-
platz ersten Ranges und die Stätte glänzender Weltausstellungen. Sein Flußhafen
erzielt einen größeren Warenumsatz als Marseille. Da „Parisfrankreich ist", wurde
es stark befestigt. Die Stadt ist heute die umfangreichste Festung der Erde;
die am weitesten Hinausgeschobene Befestigungslinie hat eine Länge von 125 Km und
schließt eine Fläche von 900 qkm ein. Zum Pariser Jndnstriebezirk zählen Ver-
sailles (60) (Schloß, Kaiserproklamation 1871), Sevres mit altberühmter Por-
zellanindnstrie und St. Denis (70), die Begräbnisstätte der französischen Könige.
In dem Obstweinlande der Normandie steht Le Ha vre (135), das „franzö-
fische Liverpool", mit starker Baumwolleinfuhr, als wichtigster Ausfuhr- und Aus-
wandererhafen des Landes, dazu als Hafen von Paris in regem Verkehr mit Eng-
land, der Union und dem Deutschen Reiche. Roueu (mit Vororten 125) blieb nur
Seehafen für kleinere Schiffe, wurde aber ein hervorragender Fabrikplatz für Baum-
Wollweberei. — Auf der Halbinsel Cötentin ist Eherbonrg (45) infolge groß-
artiger Dammbauten der wichtigste Kriegshafen Frankreichs und ein bevorzugter
Schnellverkehrshafen für die Nordamerika-Linien.
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Extrahierte Personennamen: Denis_(
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgien Nordfrankreichs Lille Roubaix Dover Bonlogne_( England Amiens Reims Paris Westeuropas Paris Marseille Paris Frankreichs
Warnemünde.
Weit schweift der Blick über die durch Buschstreifen getrennten Wiesen der ausgeprägten Flachküste bis zu den bewaldeten Hügeln der Mecklenburgischen Seenplatte.
Das angespülte Land ist durch Strandgräser und dichte, graugrüne Büsche von Seedorn befestigt, während die lenkrecht ins Meer hinein gebauten Buhnen die
Brandung brechen und die Zerstörung der mühsam geschaffenen Anpflanzungen durch Sturmfluten hindern sollen. Auf dem breiten Strande herrscht das fröhliche
Treiben der Badegäste. Zahlreiche Strandkörbe, Gasthäuser und Promenaden zeigen die Beliebtheit des schönen Ostseebades.
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Friedrichs Jugend.
161
4. Friedlich Ii. der Groe. 17401780.
Friedrichs Zugend.
174. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 auf dem Schlosse zu Berlin geboren. Seine Mutter, die Knigin Sophie Dorothea, war, wie Friedrichs I. Gemahlin, eine welfische Prinzessin. Zwei Offizieren und einem Franzosen, Duhan de Jandun, der wegen seines hugenotti- riie^n-schert Glaubens aus seinem Vaterlande ausgewandert war und sich im Felde unter den Augen des Knigs ausgezeichnet hatte, wurde die Erziehung des Prinzen anvertraut. Der König gab diesen Mnnern eine Instruktion,
welche darauf hinauslief, da fein Sohn zu einem guten Christen, zu einem guten Wirt und zu einem guten Soldaten erzogen werden solle. Bald aber lehnte sich der Sinn des Prinzen aus gegen die strenge, soldatische Zucht,
gegen das Einerlei der militrischen bungen, gegen die Fernhaltung alles dessen, was das Leben zu zieren vermag. Besonders zog ihn die franzsische Literatur an, die der Vater verachtete; zudem entwickelte sich in ihm eine starke Neigung zur Musik, und im Fltenfpiel brachte er es unter der An-leitung des Dresdener Musikers Quantz bald zu hervorragenden Leistungen.
; fotn Kiedrich in einen unheilvollen Gegensatz zu seinem Vater,
der der das weichliche und verstockte Wesen des Querpfeifers und Poeten"
emprt war; durch strenge Behandlung, ja durch Schlge suchte er den Eigenwillen des Sohnes zu brechen, entfremdete ihn sich aber dadurch nur noch mehr. Leider tat die knigliche Mutter, die selbst unter dem harten Sinn ihres Gemahls litt, nichts, um den Sohn zum Vater zurckzufhren;
^ mehr bestrkte sie ihn eher, im Verein mit der lteren und Lieblings-schwesier des Prinzen, Wilhelmine, der spteren Markgrfin von Bayreuth, in fernem Widerstnde. Zumal feit einem Besuche, den Friedrich mit seinem Vater an dem ppigen, unsittlichen Hofe von Dresden machte,
Jl auf ^wege. Der Zwang am vterlichen Hofe wurde ihm all-i unertrglich, und fo fate er den unseligen Entschlu, ins A u s - Der Flucht-
land zu entweichen. Im Jahre 1730 begleitete er den Vater auf *tm'
Bei dieser Gelegenheit sollte in der Gegend von Heidelberg die Flucht ausgefhrt werden. Aber der Plan wurde durch einen 4-agen, der mit im Geheimnis war, dem König verraten. Dieser fhrte tm hchsten Zorn fofort den Sohn zu Schiff nach Wefel, wo er ihn zum ersten Mal verhrte; dann lie er ihn nach Kstrin bringen und berief ein Kriegsgericht, um der ihn und ferne Vertrauten das Urteil wegen Desertion zu fllen. Diefes lehnte ab der den Kronprinzen zu
Neubauer. Geschichtl. Lehrbuch fr Mdchensch. Ii. 4. Aufl. 11
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Deutschland am Ende des dreiigjhrigen Krieges.
133
brg, zu einem Offiziers- und Beamtenadel um. Dafr wurde er aber auch von den Fürsten in hohem Mae gefrdert und mit Vorrechten ausgestattet; er geno das hchste gesellschaftliche Ansehen und war in jeder Beziehung der erste Stand. Das adlige und hfische Leben aber nahm damals Formen an, die aus dem Auslande erborgt waren; mit der Etikette des franzsischen Hofes bernahm man franzsische Sitten und Moden, fran-zsische Kleider und Percken; die franzsische Sprache wurde die Sprache der feinen Welt, und wer deutsch sprach, glaubte sich dann am geschmackvollsten auszudrcken, wenn er mglichst viele Fremdwrter anwandte. Y
142. Das geistige Leben. Auch das geistige Leben hatte durch den Krieg gelitten. Am schlimmsten war die geistige Roheit bei dem Leben. Bauernstande. Aber auch das hhere Schulwesen und die Wissenschast nahmen erst allmhlich wieder einen Aufschwung. Aberglaube war weit ver-breitet; der Hexenaberglaube insbesondere war allgemein, und zahllose Frauen und Mdchen wurden als Hexen verbrannt. Gegen den Gebrauch der Folter vor Gericht, durch die man auch Unschuldigen oft ein Gestndnis abprete, hatte sich noch keine Stimme erhoben.
Dichter von Bedeutung gab es damals nur auf dem Gebiete des Kirchengesangs; damals dichtete Paulus Gerhardt seine schnen Lieder.
Noch fand sich berhaupt in weiten Kreisen, vornehmlich des Brgerstandes,
eine echte und herzliche Frmmigkeit; die Tiefe des Gemts und dex Empfindung war dem deutschen Volke nicht abhanden gekommen. Einen wesentlich kirchlichen Charakter hat auch diejenige Kunst, die in den nchsten Jahrzehnten am meisten deutsche Art und deutsches Wesen bewhrte, die Musik; im Zeitalter Bachs und Handels hat sie herrliche Schpfungen Musik, hervorgebracht.
Die bildenden Knste traten ganz unter den Einflu des Auslandes, besonders Frankreichs. In der Baukunst gelangte der B a r o ck st i l zur Baukunst. Herrschaft, der sich aus dem Renaissancestil entwickelt hatte. Glanz und Pracht bilden den Charakter dieses Stiles; die Baumeister der Zeit suchen durch gewaltige Ausdehnung und reiche Dekoration ihrer Bauwerke den Eindruck des Wrdevollen und Groartigen zu erreichen, wie er besonders fr frstliche Schlsser angemessen schien. Dem Barock folgte im Laufe des 18. Jahrhunderts das Rokoko, das weniger auf das Imposante als auf das Grazise ausgeht. In diesem Stil sind der Zwinger zu Dresden und das Schlo Sanssouci zu Potsdam erbaut.
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174
Das Zeitalter des Emporkommens Preuens 1648 1786.
zu oft am Rande des Abgrundes gestanden; die ihm die liebsten gewefen waren und am nchsten gestanden hatten, waren gestorben; einfam ist der König geblieben bis an fein Lebensende. In rastloser Arbeit, in un-bedingter Erfllung dessen, was er fr feine Pflicht hielt, fuchte er Befriedigung. Er nannte sich den e r st e n D i e n e r des Staates; dem Wohle seines Volkes opferte er sich, ein gewaltiges Vorbild der Entsagung und Selbstverleugnung. Ihr habt nicht ntig euch dafr zu bedanken", er-widerte er einst einer reich von ihm beschenkten, dankbaren Brgerschaft; dafr bin ich da."
Die Regierungsform war der Absolutismus. Der König allein entschied, kein anderer Wille galt; auch die Minister waren nur Werkzeuge seines Willens. Es war eine Regierungssorm, die eine ungeheure Arbeits-kraft, eine geniale Einficht, eine umfassende Sach- und Personenkenntnis verlangte. Der König brauchte nur wenige Stunden des Schlases; um 4 Uhr frh pflegte er aufzustehen, und dann begann sofort die Arbeit. Er las die Berichte, Eingaben und Bittschriften, die aus allen Provinzen, von Perfonen aller Stnde an ihn einliefen, und versah sie mit kurzen Rand-bemerkungen, auf Grund deren seine Sekretre die Antwort abfaten; er hrte den Vortrag der Minister; er besichtigte die Truppen; hufig bereiste er die Provinzen und prfte die Verwaltung und die Lage der Bevlkerung bis ins einzelne. Seine Erholung bildeten Lektre, Poesie und Schrift-stellerei, dazu das Fltenspiel. Fltespielend durchwandelte er oft die Galerie von Sanssouci; die Musik befreite ihn von den Sorgen des Tages. Seine Gedichte und Schriften waren auch ferner französisch; deutsch konnte er kaum richtig schreiben. Einst hatte er in einer geistvollen Geselligkeit Zerstreuung und Genu gefunden; auch Voltaire, mit dem er seit der Rheinsberger Zeit in Briefwechsel stand, war einige Jahre sein Gast gewesen, bis er sich durch sein Betragen des Knigs berechtigtes Mifallen zuzog. In den letzten Jahrzehnten war es dagegen sehr still um Friedrich. Kaum jemand stand ihm innerlich nahe; fast die einzigen Geschpfe, die der König liebte, waren seine Windhunde.
Landwirt- 184, Friedrich als Landwirt. Ein Gegenstand, der dem König von
Innere seiner Thronbesteigung an bis zu seinem Tode am Herzen lag, war die
ftttion.' Vermehrung der Bevlkerung. Aus West- und Sddeutschland, aber auch aus der Schweiz und Holland war er fortwhrend bemht Kolonisten ins Land zu ziehen, besonders nach Beendigung des sieben-jhrigen Krieges und nachdem er bei der ersten Teilung Polens Westpreuen erworben hatte; man hat berechnet, da er im ganzen mindestens 300 000
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich